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Mike & The Mechanics in Hannover: Ein Abend voller Herz, Hits und Handwerk

Es gibt Konzerte, die sind einfach nett – und es gibt jene seltenen Abende, die sich wie ein bittersüßer Film abspielen: voller Erinnerungen, Emotionen und der Art von musikalischer Brillanz, die nur durch echte Erfahrung reift. Am Donnerstag, den 24. April 2025, erlebte Hannover genau das, als Mike & The Mechanics im Rahmen ihrer „Living the Years“-Tour die Swiss Life Hall in eine Zeitmaschine der Gefühle verwandelten.

Der Meister kommt auf die Bühne – und wird gefeiert

Die Halle war bestuhlt, die Besucher – rund 2.300 an der Zahl – vornehmlich aus der Generation aufgewachsen mit Genesis, Phil Collins und eben auch Mike & The Mechanics. Als Mike Rutherford, Jahrgang 1950, die Bühne betrat, gestützt auf eine Gehhilfe, brandete sofort herzlicher Applaus auf. Rutherford, der sich vor einiger Zeit die Hüfte gebrochen hatte, ließ sich davon nicht aufhalten. An einem eigens bereitgestellten Stuhl sitzend oder stehend am Bühnenrand, führte er seine Band mit stoischer Ruhe und feinem Lächeln durch den Abend.

“All the hits – and a drift into Genesis” versprach Rutherford – und er sollte Wort halten.

Nostalgie trifft auf neue Energie

Den Anfang machte der Klassiker „A Beggar on a Beach of Gold“ – und sofort vibrierte die Luft vor kollektiver Freude. Keine überladenen LED-Wände, keine Pyro-Effekte, keine künstliche Aufgeregtheit – nur Licht, Sound und Spielfreude. Genau das machte diesen Abend so besonders.

Sänger Tim Howar, der kanadische Rocktenor, brachte Power, während Andrew Roachford, der britische Soul-Magier, Songs wie „Another Cup of Coffee“ oder „Silent Running“ mit einer Gänsehaut-Intensität auflud, die tief ins Herz drang. Das Zusammenspiel der beiden unterschiedlicher nicht sein könnenden Frontmänner sorgte für Dynamik, Breite und jede Menge Charme auf der Bühne.

Ein bisschen Genesis darf nicht fehlen

Natürlich durften auch Ausflüge ins Genesis-Universum nicht fehlen. Mit „Land of Confusion“ und einem späteren, akustischen Medley aus „Invisible Touch“, „Follow You Follow Me“ und mehr, schufen Mike & The Mechanics Momente, die nicht nur Genesis-Fans strahlen ließen. Rutherford selbst spielte diese Klassiker sichtlich gerührt, wissend, welchen Platz diese Songs in den Herzen der Zuhörer haben.

Und dann war da noch Nic Collins, Sohn der Legende Phil Collins. Der erst 24-Jährige saß am Schlagzeug, spielte mit atemberaubender Präzision und Wucht und bewies einmal mehr, dass Talent in dieser Familie offenbar genetisch verankert ist. Sein Drum-Solo am Ende des Konzerts ließ die Halle erbeben und sorgte für eines der lautesten Jubelgewitter des Abends.

Die Kunst des feinen Arrangements

Mike + The Mechanics bewiesen an diesem Abend eine Kunst, die in Zeiten von Effektgewitter und Autotune fast verloren scheint: die pure Magie des handgemachten, ehrlichen Spiels.

Songs wie „Let Me Fly“, „East and West of the Sun“ und „The Best Is Yet to Come“ erinnerten daran, dass diese Band nicht nur von Nostalgie lebt, sondern auch neue Geschichten erzählen kann. Die Titel klangen frisch, ohne den typischen Mechanics-Sound zu verlieren: eine sanfte Melancholie, gepaart mit hymnenhafter Hoffnung.

Besonders eindrucksvoll: das ruhige, akustische Medley, das ein berührendes Innehalten schuf – ein intimer Moment, in dem Zeit und Raum in der Swiss Life Hall fast stillzustehen schienen.

Hymnen für die Ewigkeit

Unvergessen bleibt die Performance von „The Living Years“, jener epischen Ballade über verpasste Chancen und unausgesprochene Worte. Roachfords Stimme, getragen vom zurückhaltenden Spiel der Band, schien die gesamte Halle in einen kollektiven Seufzer zu tauchen.

Später folgten die All-Time-Favorites „All I Need Is a Miracle“ und als Zugabe natürlich „Over My Shoulder“ – Stücke, die von der ersten bis zur letzten Reihe begeistert mitgesungen wurden.

Spätestens beim finalen „Word of Mouth“ – samt knackigem Keyboard-Solo, rockigem Drum-Solo und einem kunterbunten Medley aus „Firth of Fifth“, „Private Dancer“, „Superstition“ und „Purple Haze“ – kochte die Stimmung endgültig über. Mike & The Mechanics hatten die Herzen endgültig gewonnen.

Ein Abend voller Seele – und einer Liebeserklärung an die Musik

Als nach über zwei Stunden die letzten Töne verklangen, blieb ein satter, glücklicher Nachhall. Mike & The Mechanics hatten eindrucksvoll bewiesen, dass echte Musik weder Alter noch Trends fürchten muss. Sie hatten berührt, begeistert und bewiesen, dass Leidenschaft, Spielfreude und handwerkliches Können zeitlos sind.

An diesem Abend in Hannover wurde nicht nur 40 Jahre Bandgeschichte gefeiert – es wurde auch eine große Liebeserklärung an die Kraft der Musik geschrieben. Für Fans von Genesis, Rock, Pop und Soul war es ein Pflichttermin. Für alle anderen eine der schönsten Entdeckungen, die man 2025 auf einer Bühne erleben kann.

Wer die Chance hat, diese Tour noch mitzuerleben: unbedingt hingehen. Es sind nicht nur Erinnerungen, die diese Musik lebendig hält – es ist die ehrliche, unverfälschte Emotion, die Mike & The Mechanics auf der Bühne so einzigartig machen.

Setlist – Mike & The Mechanics
24. April 2025, Swiss Life Hall Hannover

  1. A Beggar on a Beach of Gold
  2. Another Cup of Coffee
  3. Get Up
  4. Song for You Song for Me
  5. Land of Confusion (Genesis Cover)
  6. Let Me Fly
  7. East and West of the Sun
  8. The Best Is Yet to Come
  9. Silent Running
  10. Acoustic Medley:
    – Nobody Knows
    – Invisible Touch (Genesis Cover)
    – Everybody Gets A Second Chance
    – Out of the Blue
    – Follow You Follow Me (Genesis Cover)
  11. The Living Years
  12. I Can’t Dance (Genesis Cover)
  13. Cuddly Toy (Roachford Cover)
  14. All I Need Is a Miracle

    Zugabe:

  15. Over My Shoulder
  16. Word of Mouth
  17. Keyboard Solo / Firth of Fifth (Genesis) / Private Dancer / Superstition / Purple Haze / Drum Solo
  18. Word of Mouth (Reprise)