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Rise Against in Hannover – Ein Punkrock-Abend mit Haltung, Herz und Hochspannung

Es ist Mittwochabend in Hannover. Frühsommer. Warm. Die Bäume rings um die Gilde Parkbühne rauschen leise im Wind – doch was folgt, ist alles andere als sanft: Die US-amerikanische Punk-Institution Rise Against eröffnet ihre Europatour und läutet mit einem ausverkauften Konzert die Open-Air-Saison in der niedersächsischen Landeshauptstadt ein. Rund 5000 Menschen sind vor Ort, um eine Band zu erleben, die seit über zwei Jahrzehnten für geradlinigen, politisch aufgeladenen Punkrock steht.

Schon beim ersten Schritt auf die Bühne ist klar: Diese Band ist bereit. Tim McIlrath brüllt ins Mikro: „Are you fucking ready, Hannover?“ – und die Menge antwortet lautstark.

Wuchtiger Einstieg, konzentrierte Performance

Mit „Re-Education (Through Labor)“ steigt die Band in ein Set ein, das von Anfang an durch Tempo, Präzision und Lautstärke geprägt ist. Es folgt „The Violence“, bevor mit „Give It All“ bereits früh einer der bekanntesten Songs das Publikum in Bewegung bringt.

Joe Principe liefert am Bass wie gewohnt ein solides Fundament, während Zach Blair mit präzisen Gitarrenläufen Akzente setzt. Schlagzeuger Brandon Barnes sorgt mit klar strukturierten, kraftvollen Beats für den nötigen Druck. McIlrath wirkt konzentriert, seine Stimme ist präsent, seine Ansagen präzise.

Neue Töne und alte Favoriten

Mit „Help Is on the Way“ greifen Rise Against ein weiteres Stück ihrer politischen Diskografie auf, bevor mit „I Want It All“ der erste neue Song des Abends folgt – ein Vorgeschmack auf das kommende Album Ricochet, das am 15. August erscheint. Auch „Nod“, ein weiterer neuer Titel, wird an diesem Abend präsentiert. Beide Songs fügen sich musikalisch nahtlos ins Gesamtbild ein: eingängig, fordernd, klar strukturiert.

Zwischendurch bleibt Platz für Bewährtes. „The Good Left Undone“ und „Prayer of the Refugee“ setzen markante Live-Akzente, bevor mit „Hero of War“ ein erster ruhiger Moment folgt. McIlrath steht allein mit Akustikgitarre auf der Bühne – keine Bewegungen im Publikum, nur Zuhören.

Direkt im Anschluss folgt „Swing Life Away“, ebenfalls akustisch, ebenfalls getragen. Zwei ruhige Songs, zwei unterschiedliche Facetten, beide mit starker Wirkung.

Zwischen Haltung und Energie

Nach dem Akustikteil zieht die Band das Tempo wieder an. „Satellite“ zeigt sich als starker Midtempo-Song, der live noch mehr Druck entfaltet als auf Platte. Mit „Ready to Fall“ endet das reguläre Set nach rund 60 Minuten – intensiv, ohne Pause, ohne überflüssiges Beiwerk.

Rise Against bleiben auch an diesem Abend eine Band mit klarer Botschaft. McIlrath spricht kurz über gesellschaftliche Verantwortung, Gleichberechtigung und Haltung – nie ausschweifend, nie belehrend, sondern auf den Punkt.

Finale mit Zugabe

Nach kurzer Pause kehrt die Band für drei Zugaben zurück. Zunächst „Make It Stop (September’s Children)“, ein Song mit schwerem Thema, aber viel Ausdruck. Danach folgt mit „Bricks“ ein seltener, aber energischer Live-Moment – kurz, schnell, roh.

Zum Abschluss des Abends spielen Rise Against mit „Savior“ ihren wohl bekanntesten Song. Die Gilde Parkbühne steht Kopf, die Fans singen jede Zeile mit, Arme in der Luft, Energie bis in die letzte Reihe.

Nah dran – auch nach der Show

Nach dem finalen Akkord bedankt sich die Band sichtlich gerührt. McIlrath verteilt Plektren, Setlisten und geht gezielt auf Fans im Rollstuhlbereich ein. Kein Rockstar-Gehabe, keine große Geste – einfach ehrlicher, direkter Kontakt mit den Menschen.

Erst als die letzten Besucher das Gelände verlassen, setzt leichter Regen ein. Bis dahin hat Rise Against geliefert – musikalisch, inhaltlich, menschlich.

Setlist – Rise Against, Gilde Parkbühne Hannover, 4. Juni 2025:

  1. Re-Education (Through Labor)
  2. The Violence
  3. Give It All
  4. Help Is on the Way
  5. I Want It All
  6. The Good Left Undone
  7. Prayer of the Refugee
  8. Hero of War
  9. Swing Life Away
  10. Nod
  11. Satellite
  12. Ready to Fall
    ——————
  13. Make It Stop (September’s Children)
  14. Bricks
  15. Savior