Vom 20. bis 29. Juni 2025 verwandelt sich das alte Ausbesserungswerk im Lokpark Braunschweig in ein pulsierendes Open-Air-Areal. Inmitten von rostigem Stahl und historischen Lokomotiven treffen Fans auf einige der einflussreichsten Namen der deutschen Musiklandschaft – ein bewusst rauer Ort für ehrliche Musik. Die Bühne steht, die Line-ups stehen – jetzt fehlt nur noch der Sommer.
20. Juni – Beatsteaks: Laut, direkt, ausverkauft
Die Berliner Urgewalt Beatsteaks markiert den Startschuss für die Open Airs – und das mit einem Knall. Seit fast drei Jahrzehnten gehören die Beatsteaks zur Speerspitze des deutschen Punkrock, ohne sich jemals stilistisch einengen zu lassen. Ihre “Please Tour 2025” steht ganz im Zeichen von purer Energie, schweißtreibendem Eskalations-Pop und den Klassikern, die ihnen eine treue Fanbase beschert haben – von „Let Me In“ bis „I Don’t Care as Long as You Sing“. Im Zentrum steht dabei das neue Material des für Frühling 2025 angekündigten Albums „Please“, das die Band stilistisch zurück zu ihren Wurzeln führt, aber soundtechnisch den Bogen zur Jetztzeit schlägt.
Braunschweig darf sich auf ein energiegeladenes Set freuen, das ohne Umschweife ins Herz trifft – allerdings nur für Schnellentschlossene: Das Konzert war innerhalb kürzester Zeit restlos ausverkauft. Wer Tickets ergattern konnte, erlebt einen der packendsten Live-Acts des Landes – im wohl rustikalsten Ambiente der Stadt.
21. Juni – Christian Steiffen: Satire mit Schlagerhimmel
Am zweiten Abend wird es skurril, schräg und gleichzeitig musikalisch überraschend hochwertig. Christian Steiffen – bürgerlich Hardy Schwetter – hat sich mit seiner Kunstfigur längst ein eigenes Genre erschaffen: Der „Gott of Schlager“ singt über Sex, Liebe und Klamauk – und trifft damit den Nerv einer Generation, die sich zwischen Ironie und echter Hingabe wiederfindet.
Mit seiner Tour „Ich Komme! Open Air 2025“ macht Steiffen auch in Braunschweig Halt – und verspricht eine Show voller Over-the-Top-Pose, augenzwinkerndem Kitsch und musikalischem Handwerk. Der studierte Musiker versteht sein Fach und mixt NDW, Rock, Disco und Schlager zu einem Stil, der live für reichlich Bewegung sorgt – sowohl auf als auch vor der Bühne. Wer die Chance sucht, aus dem Alltag auszubrechen und sich dem gepflegten Irrsinn hinzugeben, ist hier genau richtig.
22. Juni – Element of Crime: Melancholie mit Stil
Mit Element of Crime zieht ein anderer Ton in den Lokpark ein – einer, der zum Nachdenken anregt und mit poetischem Tiefgang überzeugt. Sven Regener, Romanautor („Herr Lehmann“) und Sänger der Band, ist der Meister der stillen Töne, der gebrochenen Balladen und wortgewandten Melancholie. Ihre laufende Tour „Unscharf mit Katze 2025“ ist eine Hommage an das gleichnamige neue Album – eine Sammlung von Geschichten über das Leben, das Scheitern, das Hoffen und das Weitermachen.
Mit Stücken wie „Weißes Papier“, „Delmenhorst“ oder „Wenn der Winter kommt“ haben sich Element of Crime längst ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Im Lokpark dürfen sich die Besucher auf ein entschleunigtes Konzerterlebnis freuen – kein Krawall, keine Pose, sondern Musik für Menschen, die zuhören. Begleitet wird die Band in Braunschweig vom deutschen Singer-Songwriter Ansa Sauermann, der als Support einen gelungenen Einstieg liefert.
27. Juni – Philipp Poisel: Zerbrechlichkeit in Tönen
Wenn Philipp Poisel die Bühne betritt, geht es nicht um Spektakel, sondern um echte Emotion. Der Sänger, der 2008 mit „Wo fängt dein Himmel an?“ seinen Durchbruch feierte, ist einer der wenigen deutschsprachigen Künstler, die den leisen Tönen eine solch starke Wirkung verleihen können. Seine Tour „Wind in den Haaren“ markiert sein Comeback auf die großen Bühnen – mit einem neuen Album im Gepäck und vielen altbekannten Balladen, die live Gänsehaut erzeugen.
Ob „Wie soll ein Mensch das ertragen“, „Eiserner Steg“ oder „Ich will nur“ – Poisels Musik lebt von Verletzlichkeit, Intimität und einer Poesie, die selten geworden ist. Der Auftritt im Lokpark ist als Solo-Performance angekündigt, was bedeutet: Poisel pur. Eine Stimme, eine Gitarre, eine große Wirkung.
28. Juni – Niedeckens BAP: Auf Zeitreise durch den Kölschrock
Wolfgang Niedecken steht mit seiner Band BAP wie kein Zweiter für den urwüchsigen, politischen und gleichzeitig lyrischen Rock aus Köln. Mit der „Zeitreise – Sommer 2025“-Tour graben BAP tief in ihrer Diskografie – und konzentrieren sich dabei auf die Jahre 1981 und 1982. In dieser Phase entstanden Alben wie „Für usszeschnigge!“ und „Vun drinne noh drusse“, die heute als Meilensteine gelten.
Der Lokpark wird zur Bühne für eine Rückschau, die nicht nostalgisch verstaubt, sondern rockig und lebendig daherkommt. Klassiker wie „Verdamp lang her“, „Kristallnaach“ oder „Do kanns zaubere“ stehen ebenso auf dem Plan wie tiefere Cuts für Kenner. Niedecken führt dabei wie gewohnt charmant und engagiert durch den Abend – auf Kölsch, versteht sich.
29. Juni – Revolverheld: 20 Jahre Rock aus Hamburg
Zum großen Finale der Lokpark Open Airs 2025 stehen Revolverheld auf dem Plan – eine Band, die sich über zwei Jahrzehnte hinweg von der Schülerband zum Radio-Dauerbrenner und Festival-Headliner entwickelt hat. Mit ihrer Jubiläumstour „20 Jahre Open Airs“ feiern Johannes Strate und Co. ein beeindruckendes Bandjubiläum – und nehmen ihr Publikum mit auf eine musikalische Reise von „Generation Rock“ bis „Halt dich an mir fest“.
Auch wenn Revolverheld mittlerweile einen klareren Pop-Einschlag pflegen, vergessen sie ihre Wurzeln nicht – ihre Liveshows sind energiegeladen, publikumsnah und emotional aufgeladen. Für den Auftritt im Lokpark ist ein Best-of-Set angekündigt – mit vielen bekannten Songs, einem Rückblick auf die Bandgeschichte und dem Versprechen, dass es nach 20 Jahren noch lange nicht vorbei ist.
Lokpark Braunschweig
Der Lokpark Braunschweig ist ein Veranstaltungsort mit Charakter. Die historische Kulisse der ehemaligen Bahnbetriebswerke verleiht den Konzerten einen einzigartigen Charme – rau, authentisch und mitten in der Stadt. Die Location ist teilweise überdacht, dennoch empfiehlt sich dem Wetter angepasste Kleidung. Der Zugang ist weitgehend barrierefrei, das Gelände jedoch nicht vollständig asphaltiert. Öffentliche Verkehrsmittel werden empfohlen, da Parkplätze vor Ort begrenzt sind.
Foto: Undercover GmbH