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Fury in the Slaughterhouse starten ihre Twentyfive Live Tour – mit Haltung, Geschichte und Gänsehaut im Schauspielhaus Hannover

Eigentlich beginnt jetzt der Open-Air-Sommer für Fury in the Slaughterhouse. Doch bevor die große Bühne unter freiem Himmel ruft, öffnet sich ein ganz anderes Kapitel: der Tourstart der Twentyfive Live Tour im Schauspielhaus des Staatstheaters Hannover. Ein Ort der Hochkultur, der für diesen besonderen Abend ganz in den Dienst einer der prägendsten Rockbands der Stadt gestellt wird.

Und dieser Abend wird mehr als ein Tourauftakt – er wird zum kulturellen Statement und emotionalen Heimspiel.

Abschied mit Rock – und Haltung

Die Einladung zum Konzert war Teil des Abschlussprogramms von Intendantin Sonja Anders, die nach sechs Jahren das Schauspiel Hannover verlässt. Fury in the Slaughterhouse, eng mit ihrer Heimatstadt verbunden, übernahmen diesen besonderen Rahmen – nicht als Gala-Act, sondern als politische, persönliche und musikalische Instanz.

Von Beginn an wurde klar: Das hier ist mehr als ein Konzert. Es ist Rückschau, Aufbruch, Grußadresse an eine Ära. Gitarrist Christof Stein-Schneider findet klare Worte, als er Anders zuruft: „Grüß Hamburg und sag ihnen: Wir sind Unesco City of Music!“ Und weil man im Schauspielhaus ist, wird auch Lyrik zelebriert: Mit Klaus Büchners AfD-kritischem Gedicht „Das Experiment“ zieht Haltung mit auf die Bühne – deutlich, aber nie plump.

Rock-Klassiker, Akustikperlen und „Mordor“ in Hannover

Musikalisch gibt sich die Band spielfreudig, mutig und tief im eigenen Repertoire verwurzelt. Songs wie „Radio Orchid“, „When I’m Dead and Gone“, „Every Generation Got Its Own Disease“ und „Milk and Honey“ setzen das Fundament – Klassiker, die auch in sitzendem Publikum stehende Ovationen provozieren.

Doch die Band kann auch leise. „Sorrowland“, live erstmals akustisch interpretiert, sorgt für einen dieser seltenen Konzertmomente, die hängen bleiben. Das begleitende Video entstand im maroden Ihme-Zentrum, das Kai Wingenfelder augenzwinkernd als „die schönste Location Deutschlands“ bezeichnet – was Stein-Schneider trocken als „das Mordor Hannovers“ einordnet.

Zwei Songs dürfen ein Kind und seine Mutter auf der Bühne erleben – kleine Geste, große Wirkung. Der Junge solle, so Stein-Schneider, „hoffentlich für die bürgerliche Karriere verdorben“ sein: „Werd’ Gitarrist!“

Zwischentöne, Projektionen, Botschaften

Auch visuell ist das Konzert durchdacht: Zu „Every Generation Got Its Own Disease“ wird eine wehende US-Flagge auf die Projektionsfläche geworfen – Kommentar und Kulisse zugleich. Zu „Everyday Heroes“ gibt es Clips sozialer Initiativen, die durch Furys Engagement gefördert werden. Der Erlös des Abends geht an den Verein Kleine Herzen, der sich für Kinder mit Herzfehlern einsetzt.

„Won’t Forget These Days“ – und das ist ernst gemeint

Als der reguläre Set endet, ist das Publikum längst auf den Beinen. Vier Zugaben folgen – darunter das emotionale „Won’t Forget These Days“, das als Motto über dem Abend steht. Zum Abschluss gibt es „Seconds to Fall“ – ein würdiger Schlusspunkt unter einem Konzert, das mehr war als Musik.

Fury liefern

Fury in the Slaughterhouse zeigen mit diesem besonderen Auftakt, dass Rockmusik im Theater genauso kraftvoll, relevant und emotional sein kann wie auf der großen Festivalbühne. Es ist ein Abend, der deutlich macht: Die Twentyfive Live Tour startet mit Haltung, Substanz – und der richtigen Mischung aus leisen Tönen und lauter Vergangenheit.

Für alle, die nun Lust auf das Open-Air-Erlebnis bekommen haben: Die kommenden Shows versprechen dieselbe musikalische Dichte – aber unter freiem Himmel. Der Auftakt jedenfalls lässt keinen Zweifel: Fury liefern.