DAY 1 – Jubiläumsauftakt mit Überraschungen und Abriss-Stimmung
Freitag endlich der Startschuss: Rock am Ring 2025 startet in sein 40. Jubiläum – und das mit komplettem Ausverkauf. 90.000 Fans pilgern aus allen Himmelsrichtungen zum größten Rock-Musikfestival Deutschlands, um sich das Knaller-Line-up live anzusehen.
Ingo Donot eröffnet die vollgepackte Utopia Stage mit ein paar freundlichen Worten und Geburtstagsgrüßen. Als Höhepunkt seiner Ansprache kündigt er Electric Callboy als unangekündigte Special Guests an – die danach die Bühne zerlegen und mit ihrem brachialen Set den perfekten Einstieg ins Wochenende liefern. Und selbst der einsetzende Starkregen kann der Stimmung ab diesem Moment nichts mehr anhaben.
Vom Infield aus ist bereits der Kraftklub-Kran zu sehen – jener, der einen Tag zuvor baugleich in Köln stand, wo die Band ein kostenloses Überraschungskonzert spielte. Felix Brummer lässt sich zwar nichts entlocken, aber der Hinweis, dass man nicht am Freitag spiele, wirkt vielsagend.
Hardcore, Hymnen und Headliner-Kracher
Der vorab angekündigte Surprise-Act Knocked Loose lässt keine Fragen offen, was Härte angeht. Nach dem gefeierten Album You Won’t Go Before You’re Supposed To setzt die Band ein Statement – intensiv, brutal, kompromisslos.
Mit einer Mischung aus Pop-Punk, Metal und Emo liefern A Day To Remember ein Set, das viele Festivalbesucher:innen abholt: Mitsing-Refrains, verzerrte Gitarren und druckvolle Drums inklusive.
Biffy Clyro füllen anschließend die Utopia bis zum letzten Platz. Ihr Alternative-Rock glänzt durch raffinierte Dynamik und ein Gespür für Details. Songs wie Many of Horror und Bubbles sorgen für ein emotionales Finale ihres Auftritts.
Bring Me The Horizon bieten zum Abschluss eine visuelle Inszenierung mit kinoreifer Ästhetik. Ihr Set ist in thematische Kapitel unterteilt, die durch ein digitales Storytelling getragen werden.
Den ersten Festivaltag runden K.I.Z. und Electric Callboy mit ihrem „Electric Bassboy“-DJ-Set aus – laut, dreckig, eskalativ.
DAY 2 – Kran-Aktion, Metal-Feuerwerk und Slipknot als Abrissbirne
Jonny Hawkins und Nothing More eröffnen den Samstag auf der Utopia Stage – mit kraftvollem Alternative Metal und erstaunlicher Bühnenpräsenz, trotz früher Uhrzeit.
Der Kraftklub-Kran mit herunterzählendem Timer sorgt für Spekulationen – bis um 18 Uhr schließlich Gewissheit herrscht: Eine Mini-Bühne im Infield wird aufgebaut, auf der Kraftklub vier Songs performen, inklusive ihrer neuen Single. Der Anlass: Das neue Album Sterben in Karl-Marx-Stadt, das Ende November erscheint.
Jubiläumsshow, Platzregen und LED-Masken
Bullet For My Valentine präsentieren The Poison anlässlich des 20-jährigen Jubiläums in voller Länge – ein Leckerbissen für Metal-Fans. Trotz Regengüssen bleibt die Stimmung stabil.
Smash Into Pieces bringen danach mit harten Riffs, eingängigen Melodien und einem LED-maskierten Drummer ordentlich Bewegung auf die Bühne. Ihre ESC-Vergangenheit sorgt zusätzlich für Gesprächsstoff.
Den Abschluss des Tages liefert Slipknot – ohne Percussionist Clown, aber dennoch mit brachialer Wucht. Corey Taylors Stimme, die charakteristischen Drums und die intensive Performance sorgen für eines der lautesten Highlights des Wochenendes. Und pünktlich nach dem letzten Ton gießt es wieder wie aus Kübeln – der Heimweg wird zur Nervenprobe.
DAY 3 – Sonne, Stürme und Sleep Token als krönender Abschluss
Sonnig, windig, trocken – der Sonntag startet mit besserem Wetter und dem ersten Highlight: The Warning. Die drei Schwestern aus Mexiko zeigen, warum sie von der Orbit Stage nun auf die Utopia befördert wurden.
Idles liefern wütenden Post-Punk mit klarer Kante. Frontmann Joe Talbot nutzt seine Präsenz für politische Statements – gegen Faschismus, gegen Krieg, für Haltung.
Tanzfläche statt Schlager, Shitstorm statt Show
Die Beatsteaks bringen die Crowd auf der Hauptbühne endgültig in Bewegung. Sänger Arnim Teutoburg-Weiß ruft zum Tanzen auf – und bekommt, was er verlangt: pure Festival-Euphorie.
Ein krasser Kontrast folgt mit Falling in Reverse. Ronnie Radke leistet sich bereits vor Showbeginn eine transfobe Entgleisung per Livestream aus dem Backstagebereich. Einige Zuschauer:innen verlassen daraufhin das Konzert demonstrativ.
Ganz anders läuft es bei Deine Cousine. Auf der kleinen Atmos Stage setzt sie ein kraftvolles Zeichen gegen Diskriminierung. Der Andrang ist so groß, dass sich das Publikum dutzendweise bis weit über die Bühne hinaus staut.
Crowdsurfer, Masken und Wasserfälle
Lorna Shore und ihr Frontmann Will Ramos sorgen für den vielleicht intensivsten Circle Pit des Festivals. Per Crowdsurfing ruft Ramos die Fans direkt zu sich – mit durchschlagendem Erfolg.
Sleep Token setzen schließlich den Schlusspunkt – und was für einen. Ihr vierstöckiges, mystisch ausgeleuchtetes Bühnenbild, das Zusammenspiel aus Progressive Metal, klaren Vocals, Synth-Flächen und tanzbaren Beats, verwebt sich zu einer Show, die eher einem Ritual gleicht als einem Konzert. Künstliche Wasserfälle verstärken die immersive Wirkung, während die anonyme Präsenz von „Vessel“ und Co. ein audiovisuelles Kunstwerk erschafft, das seinesgleichen sucht.
Rückblick – Drei Tage Ring zwischen Regen und Rock
Drei Tage Rock am Ring – mit Wind, Regen und Kälte. Aber eben auch: drei Tage voller Highlights, Energie, Musik und Menschlichkeit. Ob Electric Callboy, Slipknot, Sleep Token oder Kraftklub – das 40. Jubiläum hat geliefert.
Was bleibt? Vorfreude auf 2026. Denn eines ist klar: Rock am Ring lebt.
Fotoserien/Text: Event2Picture
Titelfoto: Jan Heesen