Können wir bitte die Zeit anhalten und den Abend nochmal von vorn beginnen lassen?! Wow, Biffy Clyro in Hannover – war das FETT! Entschuldigt die Wortwahl, doch ein treffenderes finde ich gerade nicht.
Meine Bekanntschaft mit Biffy Clyro begann etwa 2010, als mir ein Bekannter die beiden Alben „Only Revolutions“ und „Blackened Sky“ vorbei brachte, mit den Worten „da solltest du mal rein hören, du magst doch alternative Mucke“. Ich war super begeistert, das traf total meinen Geschmack! Wann auch immer ich etwas von Biffy Clyro hörte, war ich aufs Neue begeistert. Von der Vielfalt, von der Stimme, die Gitarrensound, gemischt mit Geigen in einigen Liedern, die sich perfekt in die jeweiligen Soundgefüge einpassen, in denen man sie standardmäßig eigentlich nicht erwarten würde.
Warum auch immer, obwohl ich die Musik immer toll fand, habe ich die Band nicht bewusst weiter verfolgt und auch die weiteren Alben nicht, geschweige denn, sie einmal live zu erleben. Doch das sollte sich gestern ändern, mit dem Konzert in der Swiss Life Hall. Um ehrlich zu sein, habe ich mir vorab das schlimmste ausgemalt, da ich in der Swiss Life Hall schon leider wirklich schlechte Sounderfahrungen gemacht habe und Konzerte frühzeitig verlassen habe, wie zB bei Slash and Myles Kennedy, 2019, weil man nicht ein Wort der Lieder verstehen konnte. Doch bei diesem Konzert war diese Sorge völlig unbegründet, im Innenraum satte Klänge, gut, der Gesang hätte ein kleines bisschen feiner abgestimmt sein können, aber man konnte selbst die Geigen wunderbar heraus hören! Von den ersten 3 Songs habe ich nicht so viel mitbekommen, da ich mich aufs Fotografieren konzentriert habe, und leider habe ich „Black Chandelier“, auf das ich mich sehr gefreut hatte live, nicht gehört, da ich noch draußen meine Ausrüstung abgeben musste. Als ich wieder rein ging waren die Frontmänner plötzlich allesamt „oben ohne“ und ich dachte nur: „Verdammt, hättet ihr das nicht bei Lied 3 machen können?“ Rein aus fotodokumentarischen Gründen, für die Wirkung der Bilder, selbstverständlich. Musikalisch waren die Hits der älteren Alben, sowie neue Stücke in der Setlist vertreten. Experimentelles, ebenso wie klassische Rockstücke. Spätestens als bei „Mountains“ das ganze Publikum mitsang „ I am the Mountain, I am the sea“ war es um mich geschehen – die Stimmung war unglaublich und hat alle mitgenommen. Im Innenraum fanden sich nur glückliche Gesichter, hüpfende Füße, in die Luft geworfene Arme.
Das Publikum war sehr bunt gemischt, von Anfang-Mitte 20, bis zu den 50-60 Jährigen. Was mir positiv auffiel an dem Abend, war, dass gerade die jüngeren Konzertbesucher kaum ihre Handys in der Hand hatten zum Filmen oder Fotografieren. Vielleicht zeigt uns die nachrückende Generation wieder mehr, wie viel schöner es ist, in dem Moment zu sein, statt über ein Display ein Konzert zu verfolgen.
Privat findet man mich ja seit einigen Jahren eigentlich eher auf elektronischen Konzerten, nach dem gestrigen Abend ist mir jedoch einmal mehr bewusst geworden, wie sehr ein richtiges Rockkonzert, mit Menschen an Instrumenten, sich von einem elektronischen Konzert, bei denen, platt gesagt, die meisten Töne aus der Büchse kommen, unterscheidet. Und wie sehr ich das vermisst habe und brauche, hin und wieder, um mein Hirn frei zu blasen vom Ballast des Alltags.
Wenn ihr also Bock habt, auf abwechslungsreiche, alternative Rockmucke, die euch umhaut, dann kann ich einen Abend Biffy Clyro nur wärmstens empfehlen!