Mindestens die Hälfte der 1.600 Menschen, die letzten Freitag ins Capitol Hannover strömten, kennt die folgende Konversation nur zu gut: „Ach, du gehst heute Abend auf ein Konzert? Zu wem denn?“ – „Zu Deine Cousine.“ – „Häh? Ich wusste gar nicht, dass deine Cousine Musik macht.“ – „Nicht zu MEINER Cousine, sondern zu Deine Cousine.“

So verwirrend der Name für Unwissende klingen mag, so eindeutig ist es, wer „Deine Cousine“ ist, sobald sie die Bühne betritt. Ina Bredehorn, die gebürtige Friesin mit Wahlheimat Hamburg, hat sich in den letzten Jahren als feste Größe in der deutschsprachigen Rockszene etabliert. Mit rauer Stimme, kompromisslosen Texten und einer Live-Energie, die ihresgleichen sucht, bringt sie jede Halle zum Beben.

Ein Abend voller Power und Authentizität

Schon bevor die ersten Akkorde erklangen, lag eine spürbare Erwartungshaltung in der Luft. Das Capitol war restlos ausverkauft – keine Überraschung, denn Hannover gilt längst als eine Hochburg für die Musik von Deine Cousine. Auch wenn Oberhausen die meisten Ticketverkäufe vorzuweisen hat, fühlt sich jedes Konzert hier wie ein Heimspiel an.

Und dann: Die Lichter gehen aus, der erste Gitarrenriff durchbricht die Stille, und plötzlich steht sie da – wild, charismatisch und bereit, den Saal in eine einzige Rockparty zu verwandeln. Mit „Bielefeld, Paris oder Madrid“ steigt sie direkt energiegeladen ein, und von Sekunde eins an wird klar, dass dieses Konzert keine Verschnaufpause bieten wird.

Texte mit Tiefgang und eine Stimme mit Charakter

Die Songs von Deine Cousine sind mehr als nur eingängige Melodien. Sie erzählen Geschichten von Identitätssuche, Selbstbestimmung und der rauen Schönheit des Lebens auf St. Pauli. Ina schöpft aus ihren eigenen Erfahrungen: der Weg von der gelernten Meister-Industriemechanikerin zur Musikerin, das Mitmachen bei Udo Lindenbergs Panikpreis (wo sie den zweiten Platz belegte) und die Hürden, die sie auf diesem Weg überwinden musste.

Diese Authentizität spiegelt sich auch im Publikum wider. Hier stehen keine glattgebügelten Pop-Fans – hier sind Menschen, die sich in den Texten wiederfinden, die sich gegen Widerstände behaupten mussten oder einfach die ungeschönte Ehrlichkeit schätzen, die Ina auf der Bühne lebt.

Interaktion mit der Crowd: Nähe, Spaß und Überraschungen

Ein Konzert von Deine Cousine ist kein reines Musikerlebnis, es ist eine Feier der Gemeinschaft. Ein Höhepunkt des Abends war der Moment, als zu „Girls Just Wanna Have Fun“ plötzlich eine Gruppe Kinder auf die Bühne kam. Anfangs noch schüchtern, tauten sie schnell auf und wurden Teil dieser ausgelassenen Party. Es war einer dieser magischen Konzertmomente, in denen sich zeigt, wie Musik Menschen verbindet – unabhängig von Alter oder Herkunft.

Doch das war längst nicht die einzige Interaktion mit der Crowd. Ina ließ es sich nicht nehmen, während des Konzerts wild über die Menge zu Crowdsurfen – und das, während sie weiterhin sang. Eine absolute Rock’n’Roll-Geste, die das Publikum zum Toben brachte.

Später gab es noch eine spontane Gesangseinlage, als eine Zuschauerin den Part von Sondaschules Costa beim Song „Der Himmel ist ne Kneipe“ übernahm. In einem mitreißenden Duett bewies sie, dass nicht nur auf der Bühne, sondern auch in der Menge echte Talente schlummern.

Ein Abend, der nachwirkt

Von Anfang bis Ende war die Energie im Capitol auf einem konstant hohen Level. Es gab keinen Moment, in dem das Konzert an Intensität verlor. Vielmehr schaukelte sich die Stimmung immer weiter hoch, bis der letzte Song verklang und die Menge frenetisch eine Zugabe forderte.

Deine Cousine hat an diesem Abend nicht nur musikalisch abgeliefert, sondern einmal mehr bewiesen, dass sie eine der spannendsten Künstlerinnen der deutschen Rockszene ist. Mit Leidenschaft, Authentizität und einer Prise rotziger Attitüde hat sie Hannover einen unvergesslichen Abend beschert.

Wer dieses Konzert verpasst hat, sollte sich dringend die nächste Gelegenheit sichern – denn Deine Cousine live zu erleben, ist weit mehr als nur ein Konzert. Es ist ein Gefühl.