Skip to content Skip to sidebar Skip to footer

Berlin: Bunt, bunter – COLDPLAY

Um es gleich vorweg zu sagen: ich bin geflashed. Mein erstes Coldplay Livererlebnis, aber bestimmt nicht das Letzte! Ein Feuerwerk an Lebenslust, Spielfreude und Energie und Liebe in der Luft.

Eröffnet hat den Abend Alli Neumann mit Band, ein bisschen schrill, ein bisschen schräg – zum Glück nicht gesanglich – und mit dem Herz am rechten Fleck. Die junge Frau schmeißt ihre Persönlichkeit auf die Bühne und was man damit anfängt, bleibt einem selbst überlassen. Musikalisch vielseitig, zwischen Pop und Rock, Rap und Soul, leider war der Sound nicht so schön abgemischt, da hätte man noch was rausholen können, aussteuerungstechnisch, aber dafür mit so viel Charme und einer Liebenswürdigkeit, die ihresgleichen sucht. Bei der Frage ins Publikum, wer sie kenne, oder eben noch nicht, wurde deutlich, dass das Publikum zum großen Teil noch nicht mit ihr bekannt war, woraufhin sie sich zu ihrer Band umdreht und sagt: „Wir haben hier heute noch viele Herzen zu gewinnen“ – meins hat sie auf jeden Fall gewonnen. Musikalisch ist es nicht unbedingt mein persönlicher Geschmack, jedoch hat sie mit ihrer Art überzeugt und begeistert, da fließt viel Herzblut! Außerdem, so verrät Alli uns am Ende des Sets hinter vorgehaltener Hand: Die Jungs von Coldplay sind in echt noch viel niedlicher und sympathischer, als man es schon von der Bühne her glauben würde. Das glauben wir ihr doch gern!

Als nächstes betritt H.E.R. die Bühne, was als erstes auffällt, ist ihre Erscheinung: Was für eine Haarpracht! H.E.R. ist der Künstlername für Gabriella Wilson. Eine begnadete RnB Sängerin, mit 25 Jahren bereits 5mal für den Grammy nominiert, das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Es wurde also ersteinmal noch etwas ruhiger, musikalisch gesehen. H.E.R. (steht für: having everything revealed) hat stimmlich alle Register gezogen und das Publikum in ihren Bann gezogen, wenn es auch vor einer Show von Coldplay eine etwas zu ruhige Note hatte für mein persönliches Empfinden. Und trotzdem, wer RnB mag und auch die ruhigen Töne schätzt, der sollte sich diese Künstlerin merken und sich mit ihrer Musik befassen, sie ist ein echtes Ausnahmetalent, spielt Gitarre, Klavier und Schlagzeug auf der Bühne in einigen Songs selbst und es wäre ihr zu wünschen, dass sie bald selbst ganze Stadien füllt!

Nachdem H.E.R. die Bühne verlässt, stürmt ein Heer schwarzgekleideter Rowdys die Bühne für den letzten Umbau des Abends, während das Publikum pausenlos LaOla-Wellen durch das Stdion schickt. Ein Anblick, der Gänsehaut macht und mir das erste Mal an dem Abend Wasser in die Augen treibt. Eine halbe Stunde später ist es soweit: Durch einen Tunnel, begleitet von einem Kameramann, der die Bilder auf die Leinwand bringt, sehen wir, wie die Jungs von Coldplay sich einen Weg auf Bühne bahnen und erscheinen über eine Treppe am hinteren Ende des Stegs auf der Bühne, als ein heftiger Applaus losbricht. Die Party kann starten! Mit „Higher Power“ wird das Set eröffnet, einen passenderen Einstieg hätte es nicht geben können. Am Anfang gibt es nur Licht, buntes Licht, Feuerwerk, ich höre die Lieder und versinke in einen Kosmos, in dem nichts anderes zählt als dieser Moment. Music of the Spheres, so der Name der Tour, in der der Name Programm ist. Nach den Hits „Pardise“, „Charlie Brown“ und „The Scientist“ verlagert sich das Geschehen erst einmal auf die Plattform am Ende des Stegs und dort wird zu „Viva la Vida“mit buntem Konfettiflug gefeiert.

Nach „Hymn for the Weekend“ folgt ein Highlight des Abends: H.E.R. betritt erneut die Bühne, um mit Chris gemeinsam ein Akustikduett zu singen: „Let somebody go“. Gänsehautfeeling pur und das nächste Pipi in den Augen. Nachdem H.E.R. die Bühne verlässt, verlagert sich die Aktion erst einmal wieder auf die Hauptbühne.

Zu „ A Sky full of Stars“ bittet Chris das Publikum, alle technischen Geräte an die Seite zu legen und die Arme in die Luft zu werfen. Die Armbänder, die am Anfang verteilt wurden, blinken wie ein „Sky full of Stars“, und schon wieder werde ich emotional mitgenommen. Das Bild, das sich bietet, mit etwa 65.000 Menschen und deren blinkenden Lichtern, dazu die magische Musik, es ist eine andere Welt.

Die Nähe zum Publikum beweisen Coldplay ein weiteres Mal, als sie sich, geleitet von Security, einen Weg durch das Publikum bahnen, um eine kleine Bühne am anderen Ende des Stadions zu betreten, „damit ihr da hinten uns auch mal sehen könnt“. Dort spielen sie „Sparks“ und „Magic“, letzteres auf deutsch, was mit einigen Lachern verbunden ist, aber dennoch eine unheimlich schöne Geste und herzig zu hören ist.

Für 3 weitere Songs geht es zurück auf die Hauptbühne, wo mit „Fix You“ ein weiteres Highlight folgt, bei dem das Publikum so laut mitsang, dass man es vermutlich bis Spandau gehört hat. Zum krönenden Abschluss gibt es zu „Biyutiful“ ein Feuerwerk und nochmal alles an blinkenden bunten Lichtern, die das Armbändchen hergaben.

Eine weitere Besonderheit dieser Tour besteht sicherlich darin, dass hier ein erhöhtes Umweltbewusstsein geschaffen wird. Auf Hüpfflächen und Fahrrädern wird vor der Show durch Freiwillige Energie erzeugt, die für das Konzert genutzt wird. Es gibt eine App, bei der man sich zB. Eintragen kann, auf welcher Show man war, wie man angereist ist und wenn man umweltschonenden Transport gewählt hat, bekommt man einen Rabattcode für den Onlineshop. Auf den Leinwänden wird angezeigt, für welche Umweltprojekte Geld aus den Erlösen der Tickets verwendet wird. Vielleicht weisen Coldplay hier einen neuen Weg der Tourgestaltung größerer Bands auf, den wir in der nächsten Zeit weiter werden verfolgen können. Die Armbändchen sind übrigens komplett recyclebar!
Um ein Fazit aus diesem wunderbaren Abend zu ziehen: Wir wurden entführt in nicht-irdische Sphären, konnten den Alltag ausblenden bei einer Show, die ihresgleichen sucht und dabei trotzdem eine Band mit einer unglaublichen Sympathie und Spielfreude erleben, die nah am Publikum bleibt und trotz ihres Ruhms die Aktualität der Weltsituation im Auge hat und behält. Danke Coldplay, für ein unvergessliches Konzerterlebnis!