Eisbrecher 17.05.2025 Hannover (553)

Eisbrecher live in Hannover – Tourfinale der „Kaltfront“-Tour in der Swiss Life Hall

Ein Abend zwischen NDH-Wucht, Überraschungsgästen und Schweißperlen

Willkommen im Glutofen

Von einer echten „Kaltfront“ war an diesem Samstagabend, dem 17. Mai 2025, in Hannover wahrlich nichts zu spüren – zumindest nicht, was die Temperaturen in der Swiss Life Hall betraf. Bereits vor dem ersten Ton war die Halle mit 3.000 Fans dicht gefüllt und auf Betriebstemperatur. Was folgte, war ein Konzertabend, der wie ein Hochofen aus Neue-Deutsche-Härte, Fanliebe, Humor und Live-Kraftstoff brannte – mit Heldmaschine als perfektem Anheizer und Eisbrecher in absoluter Spiellaune zum würdigen Tourabschluss.

Kein VIP, kein Schnickschnack – Wesselsky verteilt Klartext

Wie es sich für einen echten Kapitän gehört, betrat Eisbrecher-Frontmann Alexander „Alexx“ Wesselsky bereits vor dem offiziellen Start selbst die Bühne, um die Gäste zu begrüßen. Statt schnödem Smalltalk gab’s eine klare Ansage: „Bei Eisbrecher gibt es keine FOS-Tickets, keine VIPs. Wer zuerst kommt, steht vorne. Fertig.“ Dazu ein paar Goodies ins Publikum geworfen, ein dickes Lob an die Crew und die Vorband Heldmaschine – ein charismatischer Einstieg in einen Abend, der keine Luft nach oben ließ.

HELDMASCHINE: Überraschung, Emotion und Feuerkraft

Mit dem eigenen Track „Eiszeit“ eröffneten Heldmaschine ihre 50-minütige Show – ein passender Auftakt angesichts der Tour-Metapher. Die NDH-Kollegen nutzten ihren Slot mit maximaler Energie und zeigten, warum sie längst kein Geheimtipp mehr sind. Ein besonderer Moment ereignete sich bei „Tunnelblick“: Das Publikum spannte ein riesiges Banner über die Menge, während drei große Fahnen geschwenkt wurden – völlig überraschend auch für die Band. Die sichtlich bewegten Gesichter auf der Bühne sagten mehr als tausend Worte.

Ein weiteres Highlight: Beim Song „R“ wurde ein riesiger Spielball durch die Halle geschleudert, das Publikum tobte. Und zum Finale gab’s mit „Weiter“ noch einen zusätzlichen Track – inklusive prominenter Unterstützung durch Daniel Schulz (Oomph!, Unzucht). Der perfekte Abschluss eines Support-Sets, das seiner Rolle weit entwachsen war.

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EISBRECHER: Alles ist wunderbar – auch in „Han-no-wa“

Der Umbau zwischen den Sets war mit rekordverdächtigen 15 Minuten erledigt. Dann: Kaltstart mit „Minus 90 Grad“, gefolgt von „Everything is wunderbar“, das kurzerhand in „Everything is Han-no-wa“ umgetextet wurde – ein Gag, der bestens ankam. Eisbrecher, wie man sie kennt und liebt: hart, laut, scharf, aber mit einem verschmitzten Grinsen.

Wesselsky zeigte sich als Entertainer mit Timing, Charme und Haltung. Nach „So oder so“ griff er erneut zum Mikro und bedankte sich bei den Fans. Ein weiterer Höhepunkt: Bei „Dein Herz“ verwandelte sich die Halle in ein rotes Lichtermeer aus Papp-Herzchen, die die Fans kollektiv in die Höhe hielten – ein Gänsehautmoment inmitten der Maschinenmusik.

Starpower und Gäste im Takt der „Kaltfront“

Das neue Album „Kaltfront“ wurde nicht nur musikalisch, sondern auch live konsequent umgesetzt. Bei „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ betrat Sotiria die Bühne und lieferte mit Alexx ein intensives Duett. „Zeitgeist“ bekam mit NDH-Veteran Joachim Witt das gewisse Etwas und für „Auf die Zunge“ unterstützte Frank Herzig den Frontmann. Mehr Gäste, mehr Gänsehaut, mehr Abwechslung – ohne dass der Eisbrecher-Kern darunter litt.

Wesselsky versuchte sich später sogar als Jagdhornbläser bei „This Is Deutsch“ – mit mäßigem, aber herrlich selbstironischem Ergebnis. Die Fans feierten ihn trotzdem – zurecht.

Minimalismus, der kracht

Die Bühne kam ohne unnötigen Bombast aus: Licht, Sound und Haltung – mehr brauchte es nicht. Die Lichtshow war punktgenau choreografiert, mal düster-industriell, mal infernalisch hell. Der Sound: brutal klar, ohne Matsche oder übertriebene Effekte. Jeder Riff, jeder Beat, jede Silbe war glasklar und voller Wucht. So geht Live-Sound im Jahr 2025.

Danke, Hannover – und auf ein Wiedersehen!

Nach 105 Minuten Vollgas und einer Setlist ohne Durchhänger verabschiedete sich Alexx mit einem Augenzwinkern („Tief im Westöööööön“) und einem aufrichtigen Dank an das Publikum. Es war das dritte Mal in sechs Jahren, dass Eisbrecher die Swiss Life Hall rockten – und erneut war es ein Triumph.

Auch wenn die Halle an diesem Abend alles andere als „kalt“ war, brachte die Band musikalisch genau das mit, was sie versprach: eine eisige Brise gegen den Alltag, verpackt in Lautstärke, Stahl, Charme und NDH-Feuerkraft.

Ein mehr als würdiger Abschluss der „Kaltfront“-Tour, bei dem Heldmaschine und Eisbrecher einmal mehr bewiesen, warum sie zur Speerspitze der Neuen Deutschen Härte zählen. Wer diesen Abend verpasst hat, bekommt im Sommer bei diversen Festivals oder im Herbst bei Heldmaschine neue Gelegenheiten. Und alle anderen? Können sich glücklich schätzen, Teil eines großartigen Tourfinales gewesen zu sein. Hannover war heiß. Und trotzdem: Eisbrecher haben geliefert – mit Stil, Punch und Seele.

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