Es ist Donnerstag, 02.08.2018 und es geht endlich (offiziell) los! Das Wacken Open Air 2018 startet richtig durch und wird mit dem traditionellen Auftritt von Skyline auf der Harder Stage offiziell eröffnet. Skyline, die Band, mit der vor 29 Jahren alles begann und das heute größte Heavy Metal Festival der Welt erschaffen wurde, ist immer die erste Band, die auf dem frisch eröffneten “Infield”, wo sich die Zwillingsbühnen “Faster”- und “Harder”-Stage, sowie die etwas entfernte “Louder”-Stage befinden, auftreten darf. Mit einer Reihe von Cover-Songs von Deep Purple über Iron Maiden bis zu Rammstein genießen die Jungs von Skyline ihr Heimspiel vor der bestens gelaunten und entspannten Menge, die minütlich immer größer wird.
Während die Lokalmatadore auf der großen Bühne spielen, gibt es auf der Beergarden Stage Country-Punk aus Berlin. The Waltons schicken sich an, die Zuhörer im riesiegen Biergarten zu begeistern. Nach einigen Problemen mit dem Sound, geht es leicht verspätet los und es versammeln sich immer mehr Metalheads vor der Bühne, sodass sich auch hier gute Partystimmung einstellt.
Mit ordentlich Glam-Metal wird die “Faster”-Stage 2018 eingeweiht. Dokken aus Los Angeles, Kalifornien entern die Bühne und begeistern die Fans vor der Bühne mit einem Querschnitt durch die Band-Geschichte. Seit Ende der 70er Jahre ist die Band bereits auf den Bühnen der Welt unterwegs und hatte in den 80ern ihre größten Erfolge. In Wacken genießen sie die Sympathien der Fans, die die Kalifornier mit vielen Kaltgetränken gebührend vor der Bühne feiern.
Weiter geht’s auf der Wasteland Stage mit Pikes Edge aus München. Straighter Metal war angesagt und wurde entsprechend gefeiert. Die Band, die bereits seit 2012 zusammenspielt, konnte sich auf der kleinen Nebenbühne einige neue Fans erspielen und war sichtlich erfreut ein Teil des WOA 2018 sein zu dürfen.
Weniger hundert Meter weiter gab es auf der Wackinger Stage eine gehörige Portion Mittelalter Metal. Nachdem Ingrimm bereits im Februar bei den Wacken Winter Nights 2018 mit von der Partie waren und dort die Fans begeisterten, waren die Regensburger als eine Art “Geheimtipp” beim WOA 2018 am Start. Direkt bei den ersten Tönen war klar, dass sie ihrem Ruf der Winter Nights gerecht werden und begeistern sollten. Während die Band auf der Bühne die Stimmung förmlich aufsog, entstand vor der Bühne eine riesige Staubwolke durch die feiernde Menge und es war klar, dass Ingrimm auch die Wackinger Stage beim WOA 2018 mal eben komplett zerlegen werden.
Die Fans von Mötley Crue kamen nun auf der Harder Stage voll auf ihre Kosten. Nach dem Ende der Band 2015, entschied sich Sänger Vince Neil nun mit neuer Band auf eigene Faust weiterzumachen. Ob diese Idee wirklich so gut war, muß jeder selber für sich entscheiden. Die Show bestand, bis auf die Ausnahme von Led Zeppelins “Whole Lotta Love” ausschließlich aus Material aus Mötley Crue Zeiten, wobei sich bei so manchem Fan das Gefühl einschlich, eine MC-Cover Band mit original Sänger zu “erleben”. Sicherlich ziehen die Hits wie “Dr. Feelgood”, “Kickstart my Heart” und “Girls, Girls, Girls” immer gut, die Show jedoch, hatte wenig mit Mötley Crue und den alten Qualitäten eines Vince Neil zu tun. Highlight war jedoch definitiv Drummer Zoltan Chaney, der im wahrsten Sinne mit Händen und Füßen sein Drum-Kit bediente und zum Abschluss von den PA-Boxen im hinteren Bühnenteil sprang um dabei mit dem Fuß noch einmal kräftig das Becken zu bedienen. Das war zumindest großes Kino…
Eine besondere Performance erlebten indes die Besucher des VIP/Presse-Bereichs, wo die “Doom Birds – Der Metal Chor” zu einer ganz besonderen Performance bat um sich auf den großen Auftritt mit Doro Pesch am Freitag vorzubereiten. Mit diversen Metal-Hymnen begeisterten die Damen und Herren und ließen sich später sogar noch zu einer spontanen Jam-Session mit “Blaas of Glory” animieren um den Song “Here I Go Again” von Whitesnake zu performen und gemeinsam reichlich Applaus zu ernten. Grossartig!
Ein Stück deutsche Heavy-Metal Geschichte machte später auf der Faster Stage Station. Udo Dirkschneider gab sich die Ehre und die Menge vor der Bühne verneigte sich brav. Zur Belohnung gab es ein WOA-Special-Set, dass sich einmal quer durch die Geschichte seiner ehemaligen Band Accept zog. Die “Reibeisenstimme” bewies eindrucksvoll, dass er auch mit 66 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen gehört und nichts verlernt hat. Es war sicherlich einer der Besten und denkwürdigsten Auftritte beim WOA 2018 einer absoluten deutschen Metal-Legende.
Black und Death-Metal aus Polen stand mit Behemoth auf der Harder Stage, vor der sich schnell alles entwickelte, was man zu einer guten Metal-Party braucht. Gute Stimmung, moshende Fans und Cirlce-Pits. Knapp 75 Minuten boten Behemouth ein Spektakel der Extraklasse, ließen keine Wünsche offen und spielten sich quer durch die Alben der Band, die seit 1991 am Start ist und zu den bekanntesten und beliebtesten Vertretern ihres Genres gehören. Stark!
Eine schwere Entscheidung stand nun für die Metalheads an. Während Glen Danzig vor die Faster Stage einlud, spielten gleichzeitig Hatebreed auf der benachbarten Louder Stage.
Während sich die ältere Generation für Danzig entschied, zog es die jüngeren WOA-Besucher an die Faster Stage zu Hatebreed.
Danzig spielte zwar ein souveränes Set mit allen Klassikern, jedoch bemerkten viele Fans, dass der gute Glen inzwischen in die Jahre gekommen ist. Der Stimmung vor der Faster Stage tat diese Tatsache jedoch kein Abbruch, sodass es mit “She Rides” und “Snakes of Christ” sogar noch zwei Zugaben gab.
Auf der Louder Stage gab es nun, wie erwartet, so richtig auf die Ohren. Hatebreed waren gekommen um den Fans so richtig einzuheizen und ließen auch kein Auge trocken. 75 Minuten lang, ließen die New Yorker den heiligen Acker beben und die Fans nicht zur Ruhe kommen. Hatebreed bewiesen eindrucksvoll, dass sie inzwischen nicht nur zu den angesagtesten Hardcore-Metal-Bands gehören, sondern auch eine der Besten Bands geworden sind. Bääääääm!
Frauen Power war auf der Wackinger Stage mit Exit Eden geboten. Die Melodic-Pop-Metal Band wurde 2017 durch ein Rihanna Cover von “Unfaithful” bekannt und konnte mit ihrem ersten Album “Rhapsodies in Black” auf Platz 15 der deutschen Charts einsteigen. Der Stilmix zwischen Metal und Pop jedoch, war für Wacken wohl (noch) eine Nummer zu gross – oder die Auswahl Cover Songs aus dem Pop-Bereich nicht unbedingt für Wacken geeignet…
Nun war es (endlich) Zeit für die Headliner des ersten WOA-Tages. 75.000 Fans hatten sich auf dem Infield versammelt um sich vor Judas Priest zu verneigen. Die Stimmung war extrem elektrisiert und entlud sich förmlich, als Rob Halford und seine Band zu Firepower die Bühne betraten. Was danach geschah war Wacken Geschichte: 90 Minuten boten Judas Priest das Beste vom Besten und lieferten eine Show der Extra-Klasse ab. Nahezu jeder Song der Engländer wurde vom Chor vor der Bühne mitgesungen und so war Wacken 2018 für Judas Priest ein einziger Triuphzug und zur Recht das Highlight des ersten (offiziell) WOA-Tages, der damit für uns zu Ende ging.