40 Jahre Alphaville müssen gebührend gefeiert werden. Also nimmt sich die Kult-Band das Filmorchester Babelsberg dazu und nimmt die Hits und ausgesuchte Songs zusammen neu auf und so treffen Synthie-Pop der 80er auf Klassik – was allein auf dem Album schon ein vielversprechender Mix ist. Live wird diese Mischung noch einmal interessanter und vor allem grandios.
Im ausverkauften Theater am Aegi in Hannover gibt es jedoch ein paar Startschwierigkeiten: Schon beim Opener „Dream Machine“ hört das Auditorium ein wiederholendes Knacken, wie man es von einer alten Vinylplatte kennt. Im ersten Augenblick denkt sich dabei niemand etwas böses, doch für die Band und das Orchester ist dieses Knacken noch deutlicher auf den Monitoren zu hören. Um den Abend nicht zu gefährden, geht es direkt auf Fehlersuche – die Band verlässt die Bühne, das Orchester bleibt und dazu kommen eine Reihe von Technikern, die den Fehler nach rund 20 Minuten zum Glück finden.
Die Band kommt zurück und es geht weiter, wie geplant und als wenn nichts gewesen wäre. Es ist bombastisch, was Alphaville und das Filmorchester Babelsberg zusammen auf die Bühne bringen. Feinste Abstimmung zwischen Orchester und Marian Golds Stimme und es ist ein echtes Klangerlebnis, was man nun bei „Summer in Berlin“ schon deutlich heraushören kann.
Der dritte Song ist dann spätestens jedem im Saal bekannt: „Big in Japan“ kommt ganz grossartig daher und auch Marian Gold feiert den Song auf der Bühne. Auf den Sitzplätzen vor der Bühne kommt ein netter Applaus für diesen Hit – mehr jedoch nicht. Ob es an der langen Unterbrechung lag, oder doch an den kühlen Hannoveranern? Man weiss es nicht. Doch hatte mancher Besucher bereits Pfeffer im Hintern und war kurz davor aufzustehen und zu tanzen, aber getraut hat sich niemand. Schade, denn „Big in Japan“ hätte es mehr als verdient gehabt und hätte der Startschuss für eine grossartige Geburtstagsparty zum 40. Bühnenjubiläum der Band werden können.
So mühte sich Marian Gold in der Folge immer wieder ab, Klatschte der Menge etwas vor, brachte Anekdoten und Geschichten, doch von den Sitzen riss das alles leider niemanden.
Allerdings soll das nicht bedeuten, dass das Konzert von Alphaville schlecht war. Ganz im Gegenteil, wie bereits in der Einleitung geschrieben, war dieser Crossover-Mix nicht nur spannend, sondern wahrlich richtig gut und vor allem bestens aufeinander abgestimmt – auch wenn sich Marian Gold natürlich unfassbar anstrengen musste, was er aber perfekt schaffte.
Auch „Sounds like a Melody“ schaffte es nicht, die Menge zum Tanzen zu animieren. Doch auch hier kann man nur sagen: Perfekte und grossartige Umsetzung.
Nach der Pause von 20 Minuten, zeigte sich leider das gleiche Bild. Auf der Bühne wurde ein perfektes Konzert mit tollem Zusammenspiel geboten, doch vor der Bühne schafften es die Besucher gerade einmal nach den Songs zu klatschen.
Mit dem letzten Song des zweiten Sets, hätten die Besucher den Abend noch retten können. „Forever Young“, die Hymne schlechthin von Alphaville, lud förmlich dazu ein, endlich aufzustehen und die Hände im Takt von links nach rechts zu schwingen, doch leider das selbe Bild. Immerhin: Zwei Feuerzeuge zeigten „alte Klasse“, dazu ein paar vereinzelte Handylichter. Zum braven Applaus nach diesem Meisterstück hielt es zumindest unsere Redaktion nicht mehr auf den Sitzen und zum Glück trauten sich nun nach und nach alle im Saal aufzustehen und standing Ovations für diesen tollen Abend zu geben, wo der Applaus beinahe auch nicht enden wollte.
Alphaville und das Filmorchester Babelsberg dankten es den Besuchern mit einer Zugabe und man kann nach dieser tollen Show eigentlich nur hoffen, dass das Publikum für das Zusatzkonzert von Alphaville und dem Filmorchester Babelsberg am 14. November 2023 die Chance nutzt und sich eines der restlichen Tickets sichert und der Show dann den Rahmen verpasst, den Band und Orchester verdient haben und ordentlich aus den gemütlichen Sitzen des Theaters am Aegi kommt.