Am Freitag hat der Regen endlich wirklich aufgehört. Außerdem ist erstmalig eine spürbar hohe Anzahl Tagesgäste dabei, die sich die Chance nicht entgehen lässt, früh ins Wochenende zu starten.
Musikalisch startet der Freitag mit Burden of Grief, die trotz der frühen Stunde und der amtlichen Party des Afterheadliners am Vorabend schon ein beachtliches Publikum vor der Bühne versammeln. Auch Kambrium sorgen ordentlich für Stimmung, hätten bei einem späteren Zeitslot aber sicher eine richtige Party gestartet. Bei den folgenden Attic lichtet sich das Publikum etwas. Die hohen Töne von Meister Cagliostro könnten dem einen oder anderen mit Kater noch etwas zu schaffen machen. Eine bessere Herangehensweise dafür haben Paddy and the Rats, die mit ihrem Celtic-Punk auch den größten Morgenmuffel (und die ernsteste Grabenschlampe) zum Tanzen und Springen überreden können. Spätestens die Wall of Death ist dann der ultimative Aufwecker.
Bei Ost+Front zeigt sich, dass mittlerweile alle aufgewacht und angekommen sind und auch ein Großteil der Tagesgäste ist spätestens jetzt angekommen – pünktlich, um am Rand vor der Bühne zu „Fleisch“ in den ersten kleinen Circle Pit zu springen. Lucifer übernehmen mit ihrem Female Fronted Rock und die Fans tanzen sich durchs Infield nach vorne. Die Frage „Wer von euch hat schon einen sitzen?“ ruft bisher allerdings nur von wenigen Zustimmung hervor. Die Finnen Moonsorrow schaffen danach eine Atmosphäre, die zu einem späteren Zeitpunkt im Dunkeln bestimmt noch magischer gewesen wäre. Außerdem lenkt der Sohn von Manuel von Deserted Fear ab, der auf der Nebenbühne mit seiner Gitarre posiert wie ein Großer und bei dem Auftritt der Death-Metaller das letzte Lied auf der Bühne spielen darf – so werden Profis gemacht!
Echte Profis sind auch die Ukrainer Jinjer, die nicht nur eine unfassbare Show hinlegen, sondern ihre Chance auch nutzen, sich für den Support für ihr Land in jedweder Form zu bedanken. Mit ihrer krassen Energie und der charismatischen Frontfrau Tatiana sind die Metaller am Freitag der Headliner der Herzen. Als sich danach ein Rudel Gummitiere und Badenudeln seinen Weg ins Publikum bahnt ist klar, dass Finntroll nun spielen. Die Finnen sorgen mit ihrem Folk-Metal für einige Pits und eine Wall of Death, spielen aber „Trollhammeren“ nicht, das bestimmt für eine komplette Eskalation gesorgt hätte. Als Kontrast wird es auch bei At the Gates wieder etwas ernster. Sänger Tomas Lindberg erzählt, dass er zwei Tage vor dem Auftritt seine Mutter verloren hat. Hut ab dafür, trotz der traurigen Situation so einen amtlichen Auftritt hinzulegen. Etwas lockerer wird es dann wieder bei Ensiferum, die sich heute als echter Crowdpleaser zeigen und von „One More Magic Potion“ über „In My Sword I Trust“ und „Lai Lai Hei“ alle Hits spielen.
Die Anzahl der Männer in Leggings und Bandanas, die überall im Publikum sichtbar ist, ist ein klares Indiz dafür, dass Steel Panther nun spielen. Von den Amerikanern gibt es heute keine Überraschungen, Sänger Michael Starr macht wie immer durchwachsen lustige Ansagen und zu „17 Girls in a Row“ passiert genau das, was alle erwarten. Wo sich jedes Mal wieder Freiwillige dafür finden? Ein Fall für Galileo Mystery. Als danach die Dunkelheit einsetzt übernehmen ASP die Bühne und bauen maximale Gothic-Stimmung auf. Als die Gothic-Rocker beginnen horcht eine ältere Dame, die etwas außerhalb sitzt, aufmerksam auf und springt mit den Worten „ASP ist ein absolutes Highlight für mich!“ auf, um in das dicht gedrängte Publikum zu verschwinden. Lieder wie „Ich bin ein wahrer Satan“ bringen einen wahren Crowdsurfer-Strom.
Dann ist es endlich Zeit für Running Wild, die mit „Fistful of Dynamite“ und einer passenden Menge an Pyros in ihr Set starten. Dank weniger Wind sind diese heute auch wieder ohne Lebensgefahr einsetzbar und machen es bis in die hintersten Reihen etwas warm. Die deutschen Heavy Metaller geben dem Publikum alles, was es sich wünschen kann, inklusive eines Drum Solos und verabschiedet sich nach der dritten Zugabe „Raise Your Fist“ glücklich in die Nacht.
Die Dark-Rock-Legenden The 69 Eyes sind ein würdiger After-Headliner und bewegen sich heute Abend erstaunlich viel auf der Bühne. Licht und Sound sind super und zusätzlich spielen die Finnen noch „The Chair“, sodass der ein oder andere Gast auf dem Weg zurück ins Zelt nicht vor Alkohol, sondern vor schierer Überwältigung schwankt.