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The Smashing Pumpkins in Hannover: Eine nostalgische Zeitreise mit energiegeladener Performance und musikalischer Perfektion

Die ZAG Arena war Schauplatz eines der wohl denkwürdigsten Konzerte des Jahres in der Landeshauptstadt Hannover: The Smashing Pumpkins machten mit ihrer „The World is a Vampire“-Tour Halt und lieferten eine mitreißende Show ab, die sowohl langjährige Fans als auch jüngere Generationen in ihren Bann zog. Mit einer perfekt abgestimmten Setlist, bestehend aus Klassikern, neueren Stücken und einigen Überraschungen, wurde das Publikum auf eine intensive musikalische Reise durch die verschiedenen Schaffensphasen der Band mitgenommen.

Billy Corgan, das charismatische Mastermind der Band, präsentierte sich an diesem Abend in absoluter Höchstform. Seine markante Stimme, die unverwechselbare Bühnenpräsenz und sein Gespür für emotionale Dramatik machten das Konzert zu einem Erlebnis der Extraklasse. Doch auch die Besetzung hatte einen neuen, frischen Akzent: Kiki Wong, die als Gitarristin erstmals mit der Band tourte, erwies sich als absolute Bereicherung. Ihr Spiel fügte sich nahtlos in den ikonischen Sound der Pumpkins ein und verlieh einigen Songs eine neue Dynamik.

Ein Auftakt voller Spannung und Energie

Bereits beim Betreten der Halle war die Vorfreude des Publikums spürbar. Als das atmosphärische „Atum“ als Intro aus den Lautsprechern erklang, stieg die Spannung ins Unermessliche. Die Bühne war minimalistisch, aber mit beeindruckendem Licht inszeniert, das eine fast surreale Atmosphäre erzeugte.

Dann der erste Kracher: „The Everlasting Gaze“. Ohne Umschweife startete die Band mit einem ihrer härtesten Songs, dessen donnernde Gitarrenriffs sofort für euphorische Reaktionen sorgten. Nahtlos folgte „Doomsday Clock“, das den energiegeladenen Einstieg weiter verstärkte.

Ein erstes Highlight war das großartige U2-Cover „Zoo Station“, das mit einer rauen, düsteren Note interpretiert wurde und sich perfekt in das Gesamtbild der Setlist einfügte.

Emotionale Höhenflüge und nostalgische Klassiker

Mit „Today“ kehrte die Band zu ihren legendären 90er-Hits zurück – ein Song, der das Publikum sofort vereinte und aus tausenden Kehlen mitgesungen wurde. „Thru the Eyes of Ruby“, eines der epischsten Stücke aus dem Mellon Collie and the Infinite Sadness-Album, sorgte für Gänsehautmomente.

„Spellbinding“ brachte mit seinen modernen Klängen einen Kontrast in die Setlist, bevor mit „Tonight, Tonight“ einer der größten Hits der Bandgeschichte folgte. Die Orchestrierung und Corgans charismatische Darbietung ließen diesen Moment magisch wirken.

Danach schlug die Stimmung mit „That Which Animates the Spirit“ und „Ava Adore“ wieder eine düsterere Richtung ein, bevor mit „Disarm“ einer der berührendsten Momente des Abends folgte.

Die Smashing Pumpkins auf ihrer härtesten Seite

Während der erste Teil des Konzerts eine Mischung aus Emotion und Melancholie bot, war die zweite Hälfte ein regelrechtes Soundgewitter. „Bullet With Butterfly Wings“ brachte das Publikum zum Toben, gefolgt von dem aggressiven, treibenden „Empires“ und dem hymnischen „Beguiled“.

Doch die größten Reaktionen des Abends folgten auf „1979“, einen der ikonischsten Songs der Band. Der sanfte Beat, die schwebenden Gitarren und Corgans verträumter Gesang transportierten die Zuschauer zurück in eine Zeit, in der Musik noch das Lebensgefühl ganzer Generationen bestimmte.

Überraschungen und musikalische Tiefe

Mit „Birch Grove“ und „Panopticon“ wurden zwei Songs gespielt, die nicht unbedingt zum Standard-Repertoire gehören. Doch sie passten perfekt in die Dramaturgie des Abends. „Shame“ wurde nur in der ersten Strophe gespielt, was jedoch für eine einzigartige, fast mystische Stimmung sorgte.

Danach wurde es wieder lauter: „Jellybelly“ und „Rhinoceros“ rissen das Publikum erneut mit, bevor mit „Gossamer“ ein fast psychedelisches Klangbild erzeugt wurde.

Besonders eindrucksvoll war „Cherub Rock“, das mit einer Bandvorstellung durch James Iha kombiniert wurde – ein charmanter und humorvoller Moment, der die enge Verbundenheit der Musiker zeigte.

Ein episches Finale und ein meisterhafter Abschied

Mit „Zero“ wurde das Konzert schließlich auf dem höchsten Energielevel beendet. Doch der wahre Clou war das Outro: Während die letzten Töne von „Zero“ verklangen, ertönte „The Well-Tempered Clavier, Book II, BWV 870-893: Fugue IV in C-Sharp Minor“ von Johann Sebastian Bach vom Band.

Diese kunstvolle Fusion aus klassischer Musik und Alternative Rock ließ das Publikum in Ehrfurcht erstarren und schuf einen ebenso surrealen wie epischen Abschluss dieses außergewöhnlichen Abends.

Fazit: Ein Konzert für die Ewigkeit

Dieses Konzert war mehr als nur eine Live-Performance – es war eine musikalische Reise, eine Hommage an die Vergangenheit und eine Demonstration der Zukunft der Band.

Billy Corgan zeigte, dass er noch immer einer der charismatischsten Frontmänner des Alternative Rock ist. Kiki Wong fügte sich perfekt in das Bandgefüge ein und brachte eine neue Facette in den Sound der Pumpkins.

Die Setlist war perfekt ausbalanciert – zwischen explosiven Klassikern, intimen Balladen und unerwarteten Überraschungen.

Als die Zuschauer nach dem letzten Ton der Bach-Fuge langsam aus der Halle strömten, konnte man die Zufriedenheit in ihren Gesichtern sehen. The Smashing Pumpkins haben an diesem Abend bewiesen, dass sie nicht nur eine Band der Vergangenheit sind – sie sind eine Band der Gegenwart und Zukunft.

Ein Konzert, das noch lange in Erinnerung bleiben wird.