Er gibt seit Jahrzehnten den Takt im Panikorchester von Udo Lindenberg vor und auch Peter Maffay genießt ihn als rhythmischen Antreiber: Bertram Engel ist eine lebende Legende am Schlagzeug und war mit seinem Buch „Mit alten Männern spiel’ ich nicht“ im gut besuchten Theater am Aegi in Hannover zu Gast. Es war ein beeindruckendes Erlebnis, was der wohl beste deutsche Drummer aus seinem Buch vorlas und zwischen den Kapiteln immer wieder seine Kompositionen am Klavier zum Besten gab.
Hannover spielt dabei in seinem Buch eine wichtige Rolle. Wer nun denkt, dass Engel hier vielleicht mal wohnte, liegt falsch. Ein Erlebnis im Niedersachsenstadion ist es, was eines der Erlebnisse war, dass er in seinem Buch schriftlich festhielt. Es war 1982 und Peter Maffay war mit seiner Band als Vorgruppe der Rolling Stones engagiert. Doch statt Engel und Maffay damals zu feiern, bewarfen die Besucher die Band mit allem was sie gerade in die Hände bekamen – unter anderem mit rohen Eiern. Dies ist eines der Erlebnisse, dass er den Besuchern eindrucksvoll schildert.
Ähnlich eindrucksvoll berichtet er über die Reise mit Udo Lindenberg und dem Panikorchester auf die Bahamas. In Nassau ging es erst mit dem Taxi in die tiefsten Downtowns, einen Tag später sollte er sich bei Robert Palmer für die Aufnahmen im gegenüberliegenden Tonstudio ein Drum-Kit leihen. Vergebens, denn Palmer brauchte das Equipment angeblich selber. Die geplanten Aufnahmen waren anschließend auch wenig erfolgreich, sodass es am Ende ein Betriebsausflug war.
Auch mit Peter Maffay hat er ein prägendes Erlebnis. Mit den Familien der Bandmitglieder ging es zum Videodreh für „Freiheit die ich meine“ nach Australien. Bei sengender Hitze konnten Maffay und seine Band den Drehort in einer Bucht schon sehen. Während die Filmcrew dort mit einem Helikopter hinflog, sagte Maffay nur „Männer, wir laufen“. Am Drehort angekommen fiel dann auf, dass die Instrumente vergessen wurden. Es war Bertram Engel, der Maffay diese Nachricht überbringen musste. Gedreht wurde trotzdem: Maffay stand mit ausgebreiteten Armen und freiem Oberkörper da, der Rest der Band war im Hintergrund wie Ameisen sichtbar. Immerhin ging es anschließend mit dem Helikopter zurück ins Hotel und zu den Familien.
Warum er seinem Buch ausgerechnet den Titel „Mit alten Männern spiel’ ich nicht“ gab, verrät er natürlich auch. Es war bei Aufnahmen mit Maffay und die Band war Engel einfach zu lahm. Darauf warf er seine Drumsticks hin und sagte „Mit alten Männern spiel’ ich nicht“. Auch dies war also ein prägendes Erlebnis für ihn.
Doch es gibt in seiner musikalischen Lesung nicht nur Maffay und Lindenberg, die er beide übrigens immer wieder perfekt imitiert, sondern auch einen Blick in seine Kindheit. Bevor er sich das Schlagzeugspielen quasi selbst im Wäschekeller beibrachte, lernte er nämlich Klavierspielen. Mit einem Stück Schokolade, die nicht herunterfallen durfte, auf den Handrücken erlernte er das Klavier. Erst später kam er durch die Musik von Jimi Hendrix und Jumpin Jack Flash von den Stones zur Rockmusik und zum Schlagzeugspielen. Das Schlagzeug war dann auch seine erste Wahl im Studium – vor allem, weil es dort nur zwei Bewerber gab.
Nur zweimal setzt sich Engel während des Abends an das Schlagzeug. Seine Lieder des Abends spielt er, begleitet von Benny Young aus dem Panikorchester, am Klavier. Vieles komponiert für Maffay und Lindenberg, doch auch mit Johannes Oerding und Hartmut Engler von Pur hat er Lieder geschrieben. Viele dieser Lieder sind an diesem Abend in seinem Programm, des angenehm kurzweiligen Abends mit einem äußert sympathischen Bertram, der am Ende seinen beiden musikalischen „Chefs“ dankt für das, was er erleben durfte und was ihn geprägt hat.
Nach mehr als zweieinhalb Stunden endet der Abend mit einem Elton John Song. Denn erst durch Elton John kam Engel zum Klavierspielen. „Goodbye Yellow Brick Road“, schließt den Abend perfekt ab und die Besucher danken es Bertram Engel mit minutenlangem Beifall und Standing Ovations. Großartig.